Was fehlt in Heilbrunn?
19. Oktober 2021 | Autor: Simon Bauernhofer | Kategorie: Wald- & Wiesen-Spa

Nein, nicht was Sie jetzt vielleicht denken – neue Blütenprachten, hübsche Bäume und Sträucher. Sondern Wasser. Viel Wasser, das bestimmt nicht nur zum Waschen da sein wird. Sondern zum Schwimmen, Sprudeln und Dahinschweben. Kommen wir der Sache damit schon etwas näher?
Aber der Reihe nach. Genauso wie Martin Luther King hatte ich, Simon Bauernhofer, einen Traum. Als ich noch klein war und das Träumen doch viel leichter von der Hand bzw. vom Kopf ging, als es in unserer Erwachsenenwelt so ist. Und genau diesen Traum durfte ich im zarten Volksschulalter auf Papier bringen. Quasi vom Kopf zur Hand zum Schulheft. Es kam so:
Mein überaus geschätzter Volksschullehrer, der Mauerhofer Erich, betrat eines schönen Tages das Klassenzimmer. Wie immer fröhlich gelaunt. Sichtlich besser als wir Lausbuben und Lausdirndln. Die sich lieber über Schifferl versenken, Papierkugerl mit Botschaft herumschießen, Nachbarn ärgern und schwätzerisch die Streiche des gestrigen Nachmittags austauschten, als sich dem zu widmen, was jetzt folgen würde. Wie das Amen im Gebet. Hefte raus, Bleistift gespitzt. Aufsatz mit Ansage. War angesagt.
„Was fehlt in Heilbrunn?“ (Anm. Heilbrunn ist ein verträumter kleiner Wallfahrtsort in der Nähe vom Naturparkhotel), lautete die Vorgabe an uns Viertklässler. „Na super“, geisterte es wahrscheinlich nicht nur durch meinen Kopf. Die Blicke meiner Kameradinnen und Kameraden führten zur Schlussfolgerung, dass ich mit meiner Freude nicht wirklich alleine im Boot saß. Aber was soll´s. Da mussten wir jetzt einfach durch. Widerstand zwecklos. Auf Widerstand stand ja, wie wir alle wissen, nicht Wasser und Brot, sondern Eselsbank oder Nachsitzen. Keine Option. Noch dazu bei dem Wetter, das da von draußen so verheißungsvoll ins Klassenzimmer leuchtete. „Holt mich hier raus“, war wahrscheinlich schon damals mein Gedanke, ohne natürlich jemals erahnen zu können, dass ein Dschungelcamp in Australien meinen Gedanken abkupfern und vergolden würde.
Aber irgendwie brachte es mich dann doch auf den Gedanken. Die Sonne, die Junihitze, der Wunsch, nach der Schule die Schultasche ins Eck zu pfeffern, die Mama anzulügen, dass es keine Aufgabe gibt und mich mit dem Hansi und dem Leo auf zum Bach zu machen. Um Fischen nachzuspüren, Wasserräder zu bauen – und natürlich zu baden. Uns abkühlen. Bei Wassertemperaturen, die aber nur die Eisbären zufrieden brummen lassen würden.
Vom Schwimmbad und von Doppellutschern
Und genau da war ich dann am Punkt. „Was fehlt in Heilbrunn?“ Definitiv ein Schwimmbad. Am besten beheizt. Am besten mit „Einser“ und „Dreimeterturm“. Im Tiefen unter dem Trampo nach Schillingen zu tauchen in der Früh – und diese dann in Doppellutscher, Twinni oder Brickerl investieren. Bei ganz besonders guten Fängen, die zu Hause natürlich verschwiegen werden würden, könnte dann vielleicht sogar einmal ein Cornetto Haselnuss den Weg vom Gaumen in den Bauch nehmen.
Aber das war natürlich ein weiter, weiter Weg. Quasi Fernweh. Aber all diese kleinen Träume ließen mich eifrig schreiben. Um meinen Wünschen Nachdruck zu verleihen. Vielleicht könnte sich der Herr Lehrer ja wirklich stark machen beim Bürgermeister, schließlich würden heranwachsende Jungwähler solche Vorhaben sicherlich goutieren. Schnitt. Eine Woche später. Herr Mauerhofer verteilt die korrigierten Aufsätze. Hat sich über meine Anregungen und Ausführungen gefreut. Auch ein paar Sternchen (ok, stimmt, die gab es damals noch nicht) verteilt. Aber mich trotzdem sanft wissen lassen, dass das „ein Blödsinn sei, weil es bei uns heroben viel zu kalt sei und der Sommer darüber hinaus viel zu kurz ist“.
Aus der Traum – zerplatzt wie Seifenbasen. Doch wieder blaue Lippen als Ergebnis der Bachtümpelei. Aber: Manche Dinge muss man einfach „dawoarten“, wie wir bei uns auf der Alm sagen. Und drum erfüll ich jetzt mir, uns und hoffentlich auch Ihnen, liebe Gäste, den Traum vom beheizten Freibad auf der Brandlucken. 30 Jahre später. Aber das Warten hat sich gelohnt.
20 Meter wird er sich in die Gegend reinschmiegen. Natürlich ganzjährig beheizt und mit dem freien Blick in die wunderherrliche Natur. Danke lieber Erich, lieber Herr Lehrer, dass du dich einmal im Leben getäuscht hast.